Theresa Werner berichtet aus Gerry (New York / USA)

Ein Jahr woanders zu sein, ganz allein, ist eine Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann. Ohne Freunde, ohne Familie, mit 2 Koffern und ausreichenden (das hoffte ich zumindest) Englisch Kenntnissen machte ich mich auf meine 10-monatige Reise in die USA, genauer gesagt, den Staat New York.

Vor meiner Abreise war mir ein kurzer Austausch mit meiner Gastfamilie möglich, der mich darüber aufklärte, dass ich in eine Region kommen würde, in der es im Winter schon mal kälter als -18 °C sein kann. Mit diesem Wissen packte ich meinen Koffer, voll mit Winterjacken, und Ski-Kleidung, und stellte mich auf eine kalte Zeit ein, die ich in den nächsten Monaten erleben würde. Am Flughafen angekommen, sind natürlich einige Tränen geflossen, dennoch war die Vorfreude riesengroß. Anfangs war die Angst noch da, doch sobald ich dieses Abenteuer begann, wurde diese immer kleiner und zum Schluss einfach nur von Vorfreude ertränkt. Ich startete ein Abenteuer – mein Abenteuer.

„Welcome to America, Theresa Werner“ war das erste, was ich sah,- ein Schild, hochgehalten von meiner Gastfamilie, als ich am Flughafen ankam. Es verdeckte zunächst die Gesichter der Menschen, mit denen ich für die nächsten 10 Monate unter einem Dach leben sollte. Als es mir dann aber doch gelang, die Gesichter meiner Gastfamilie auszumachen, sah ich ein Strahlen auf diesen. Begrüßt wurde ich mit einer sehr herzlichen Umarmung, die es mir leicht machte, mich sehr willkommen zu fühlen. Auf dem Weg vom Flughafen in Buffalo, New York nach Gerry, ein kleines Dorf weiter südlich, stoppten wir bei McDonalds, weil ich die Frage, ob ich Hunger hatte, mit einem klaren „Ja!“ beantwortet hatte. Dort lernte ich dann auch, dass Pommes nicht Pommes sondern French Fries genannt wurden, was anfangs für etwas Verwirrung sorgte.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Sprache, gelang es mir dann doch ganz gut mich in das Schul- und Familienleben einzugliedern, und ich lernte andere Sichtweisen und Meinungen kennen und akzeptieren. Offenheit ist das Stichwort, das es einem um einiges leichter machen kann. Mit meiner Gastfamilie hatte ich es auf den Punkt getroffen. Hilfsbereite, humorvolle Menschen, die sehr verständnisvoll waren und mit denen man jede Menge Spaß haben konnte. So sind wir dann auch, im Winter, der Kälte im Bundesstaat New York entflohen, und haben uns für eine Woche nach Florida begeben, wo wir uns bei strahlendem Sonnenschein an den Strand legten. Das aktiv sein in in der Kirche, durch Gottesdienste, „Youth Group“ und „Sunday School“, machte es mir auch sehr einfach, Freunde zu finden und neue Menschen kennenzulernen. In der Schule war ich die einzige Austauschschülerin, war aber in keine Sportteams nach der Schule involviert, dafür hat mir die Zeit des Musicals sehr viel Spaß gemacht. Dort war ich ein Mitglied der „stage crew“ , die das Bühnenbild kreierte und während der Vorstellungen allerlei technische Aufgaben regelte, ohne die, das Musical gar nicht hätte stattfinden können. Auch unsere Orchesterfahrt nach Washington D.C. war eines meiner Highlights, während meines Aufenthalts dort drüben. Während meines gesamten Jahres hatte ich nicht einmal Heimweh, aufgrund der Tatsache, dass ich mich von der ersten Sekunde an, wie zu Hause fühlen konnte. Was ich dort lernte war, Dinge lockerer zu sehen, mir nicht so viele Sorgen zu machen, und viel mehr an mich zu glauben, und an das, was ich alles erreichen kann. Ich glaube, dass das prägnanteste, was mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, das ständige Austauschen von Komplimenten und das ewige Lächeln auf den Gesichtern der Menschen war, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind.

 Denn was ich während dieses Jahres begriff, war, dass es bei deinem Austauschjahr nicht darauf ankommt, wo du hinkommst, oder wie viel du unternimmst, es ist simpel die Tatsache, dass damals wildfremde Menschen dir so wichtig geworden und ans Herz gewachsen, dass sie aus deinem Leben nicht mehr rauszudenken sind. Diese Veränderung war das allerschönste an meinem Austauschjahr. Und auch wenn der Abschied wehmütig war und voller Tränen, weiß ich doch, dass ich ein zweites zu Hause gefunden habe- für den Rest meines Lebens.

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