Edwina Seelmann berichtet aus Dayton (USA)

Meine Entscheidung für ein High School Jahr kam relativ spontan. Ein zufälliger Griff, nach einer Broschüre der Austauschorganisation von GIVE und schon stand nach kurzem Überlegen und einigen Diskussionen fest, dass ich die großen Weiten Amerikas erkunden werde. Bei meiner Entscheidung wurde ich von meinen Eltern unterstützt.

Nach reichlichem Informieren über die Veranstalter bewarb ich mich bei der Organisation. Ausschlaggebender Grund dafür war meine Bewerbung um ein Stipendium des Deutschen Bundestages. Leider fiel die Wahl des zuständigen Bundestagsabgeordneten nicht auf mich. Dennoch wollte ich mir ein Jahr Selbstständigkeit nicht entgehen lassen und somit entschlossen meine Eltern, mir ein Auslandsjahr in den Vereinigten Staaten von Amerika zu ermöglichen. Für diese Entscheidung bin ich ihnen mehr als dankbar.

Somit kam es, dass ich am 22. August mit einer wilden Schar deutscher Austauschschüler von Frankfurt nach Chicago flog. Von dort aus ging mein Anschlussflug nach Dayton, Ohio. In einem Vorort der Stadt Dayton lebt meine Gastfamilie. Aller Anfang ist schwer und somit gab es auch dort hin und wieder einmal ein paar wenige, doch recht gut zu klärende Probleme. Auch mit der Sprache fiel es mir anfangs gar nicht so leicht, hingegen war es eine tolle Erfahrung und ein wunderschönes Gefühl, als ich nach etwa drei Monaten von mir selbst behaupten konnte, der Sprache mächtig zu sein.

Meine High School wurde von ca. 1.200 Schülern aller erdenklichen Kulturen besucht. Ich besuchte die 12. Klasse dieser High School und gehörte zu den 412 Abschlussschülern, mit welchen ich im Mai am Graduation sowie dem Prom teilnehmen durfte. Diese zwei Anlässe gehören zu den schönsten Erlebnissen meines Aufenthaltes.

In der Schule war ich sehr aktiv. Ich war Stammspielerin im Volleyballteam, mit dem ich auf Landesebene spielte, spielte Softball und war ebenfalls Mitglied in zahlreichen Schulclubs. Diese Aktivitäten haben es mir sehr erleichtert, schnell viele und nette Leute kennen zu lernen, was die Grundlage für spätere enge Freundschaften war.

Nach einem Gastfamilienwechsel im April fiel mir die Rückkehr nach Deutschland sehr schwer. Auch wenn es mir anfangs nicht leicht fiel, neuen Mut zu fassen und neu anzufangen, bereute ich meinen Entschluss nie. Endlich war ich fester Bestandteil einer sehr netten und hilfsbereiten Gastfamilie und wurde von meiner 33-jährigen Gastmutter Jahre, sowie von beiden Gastschwestern im Alter von 16 Jahren und 11 Jahren, als festes Familienmitglied anerkannt. Ich fühlte mich einfach pudelwohl und wollte Amerika nicht mehr verlassen.

Gern wäre ich mit all meinen Freunden auf ein College gegangen, stattdessen hieß es unter zahlreichen Tränen, "Good Bye". Klar war ich gespannt auf meine Familie und Freunde, dennoch wollte ich viel lieber in den Staaten verweilen. Die Freude wuchs jedoch mit jedem Kilometer, mit dem ich mich meiner Heimat näherte.

Als ich hier in Deutschland ankam, war alles ungewohnt und teilweise anders. Es dauerte eine Weile, sich wieder an den viel ernsteren Lebensstil und vor allem die Sprache der Deutschen zu gewöhnen. Jedoch war es auch eine unglaublich schöne Zeit, Familie und Freunde wieder zu sehen und einfach in die Arme nehmen zu können.

Mittlerweile bin ich bereits seit fast zwei Monaten zurück in Deutschland. Ich werde nun eine Lehre als Rechtsanwaltsfachangestellte in einer Anwaltsabteilung für englische und amerikanische Fälle absolvieren. Ein Jahr Ausland kann ich jedem empfehlen, der bereit ist, an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu gewinnen sowie eine neue Mentalität und Sprache kennenzulernen und anzunehmen. Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass es kein Urlaub ist und man lernen muss, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. BUT, don´t worry, it´s gonna be great. Jeder einzelne Tag war eine Bereicherung für mein Leben und davon werde ich in meiner Zukunft noch sehr oft profitieren und großen Nutzen daraus ziehen.

Es war ein Jahr zahlreicher unvergesslicher Erlebnisse, aufregender Abenteuer, bleibender Eindrücke, einer ganzen Portion Lernstoff fürs Leben, sowie unglaublich viel Spaß und Spannung. Solltet ihr dieses Abenteuer noch vor euch haben, wünsche ich euch alles Gute! Genießt die Zeit – -es geht viel zu schnell vorbei! I hope you´ll have the time of your life.

Und an alle Rückkehrer: It was great, wasn’t it!?!

GOOD LUCK!

Edwina Seelmann

West Carrollton, Dayton, Ohio

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