Janne Frömmichen berichtet aus Merritt Island (Florida / USA)

Sonne, Strand und Highschool- Mein Austauschjahr im Sunshinestate Es gibt mehrere Ereignisse, die mein Leben oder meine persönliche Meinung verändert haben. Das Wichtigste war allerdings die Chance für ein Jahr in Amerika leben zu können: in einem fremden Land, einer fremden Kultur, ohne meine Eltern und ohne dass ich irgendeinen dort kannte.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich darauf kam, aber seit der 6. Klasse konnte ich nicht aufhören, mir zu wünschen, irgendwann mal ins Ausland zu gehen. Nach der 8. Klasse reisten meine Eltern, meine Schwester und ich für sechs Wochen durch Amerika. Es war eine wunderschöne Reise, doch ich wollte Amerika genauer erleben. Ich wollte den Amerikanischen Lebensstil und die überaus gastfreundlichen und hilfsbereiten Amerikaner genauer kennenlernen. Ich entschied mich also dafür, dass mein Jahr im Ausland unbedingt in den USA stattfinden sollte. Sobald wir also wieder zu Hause waren, fing ich an, mich bei Austauschorganisationen zu bewerben. Letztendlich entschieden wir uns für die Organisation „GIVE“. Ich wurde zum Interview eingeladen, musste einen Sprachtest machen und sehr viel Papierkram erledigen. Danach begann das große Warten.

Ende Mai bekam ich einen Anruf. Ich erinnere mich noch genau, wie mein Vater mich rief und sagte, dass da jemand am Telefon für mich sei. Ich ging also dran und eine Frau meldete sich in Englisch. Sie erzählte mir, dass sie meine Gastmutter sei. Obwohl ich wenig verstand - Amerikaner am Telefon zu verstehen fiel mir lange schwer-  konnte ich deutlich den Ort heraushören, an dem ich mein nächstes Jahr verbringen sollte: Meritt Island, Florida! Merritt Island ist eine Insel ungefähr 40km östlich von Orlando. Ich war so aufgeregt und konnte nicht mehr aufhören herumzuschreien und mich zu freuen.

Seit dem Tag hatten wir täglich e-mail Kontakt. Außerdem fing ich an, mit meinem 17.jährigen Gastbruder Seth und meinem Gastvater, der im naheliegenden Kennedy Space Center arbeitete, zu schreiben. Ich sollte auch noch andere Gastgeschwister haben, allerdings waren die schon ausgezogen. Tiffany, meine älteste Gastschwester wohnte in der Nähe, war verheiratet und hatte selber schon einen Sohn. Shane lebte in Japan, Trevor auf Hawaii und Rebecca in Idaho.

Am 5. August war es dann soweit. Ich bestieg ein Flugzeug nach Orlando. Ich wurde super herzlich von meiner Gastfamilie empfangen und verstand mich sofort sehr gut mit allen. Wir fuhren nach Hause, aßen zu Abend und mir wurde das Haus und mein Zimmer gezeigt. Meine Gastfamilie hatte mein Zimmer total schön für mich eingerichtet, sogar die Wände waren extra gestrichenen worden. Da ich noch überhaupt nicht müde war, fragte mich meine Gastmutter, ob ich mit ihr zu einer Freundin wolle, die direkt an einem Kanal wohnte. Natürlich sagte ich ja. Und so ging ich an meinem ersten Abend in Amerika um 10 Uhr nachts in einem Kanal Kanu fahren und schwimmen. Dabei bekam ich ein selbst für Florida seltenes Meeresleuchten zu sehen. Es war so wunderschön. Man konnte jede Bewegung, auch die der Fische im Wasser, blau-grünlich leuchten sehen.

Die erste Woche verging schnell. Es gab so viel Neues zu sehen. Wir gingen zum Strand, ich bekam Manatees, Alligatoren und Delfine zu sehen und mir wurde die Schule gezeigt, an der ich auch schon meinen Stundenplan wählen konnte. Ich wurde als Junior eingestuft, was bei uns die elfte Klasse ist. Dann war mein erster Schultag. Typisch amerikanisch fuhr ich mit dem gelben Schulbus zur Schule; später im Jahr fuhren mein Gastbruder und ich allerdings immer mit dem Auto. In der Schule angekommen, rannte ich von einem Klassenzimmer zum anderen, zwischendurch am locker ( Schließfach) vorbei, ich verirrte mich ab und zu mal und fand dann aber doch durch die Hilfe von Mitschülern immer zu meiner nächsten Klasse. Es war total stressig. Allerdings gewöhnte ich mich schnell daran. Ich lernte Leute kennen, die in die selbe Richtung mussten, oder die die gleichen Fächer mit mir hatten. So hatte ich immer jemanden zum Reden und der Klassenzimmerwechsel wurde entspannter und zur lustigen kleinen Pause, in der man sich schnell mit Freunden austauschen konnte. Schule wurde für mich ein Ort, an den ich gerne ging. Die Lehrer waren sehr nett, die Fächer machten Spaß und schnell fand ich meine Gruppe von Freunden.

Homecoming war ein Riesenhighlight im ersten Semester. Meine Freunde und ich beschlossen, alle in einer Gruppe hinzugehen. Die Eltern einer Freundin waren so super nett und hatten uns eine Limousine gemietet. Wir machten uns also alle schick und fuhren mit einer Limo zu einem Restaurant, wo wir zu Abend aßen. Anschließend brachte uns der Chauffeur zur eigentlichen Homecoming party. Dort tanzten wir lange und hatten super Spaß und wurden dann von meiner Gastmutter abgeholt, woraufhin die Party im Pool und Jacuzzi bei uns daheim weiterging

 Im zweiten Halbjahr beschloss ich, dem Tennisteam beizutreten. Das war eine der besten Entscheidungen überhaupt. Obwohl ich vier Mal die Woche Training hatte und manchmal sogar drei Mal die Woche Spiele gegen andere Schulen, liebte ich es. Teil eines Highschool-teams zu sein ist eine unvergessliche Erfahrung. Ich bereute, dass ich nicht schon im ersten Halbjahr einem Sport beigetreten war. Meine Doppelpartnerin in Tennis wurde eine meiner besten Freundinnen in Amerika und auch mit den anderen Mädchen freundete ich mich an. Zu jedem meiner Spiele kam meine Gastmutter um mich anzufeuern und manchmal auch mein Gastvater und Seth. Noch jetzt fühle ich mich als Teil des Teams und meine Freunde informieren mich über die kommenden Ereignisse und Spiele. Deshalb würde ich jedem, der als Austauschschüler in Amerika ist, raten, eine der sogenannten extracurricular activities zu machen. Die Auswahl an Sportangeboten ist riesig. Auch gibt es die Möglichkeit einer der vielen AG's beizutreten.

Nach der Schule hab ich freiwillig beim Gericht für ein Programm, das „Teen Court“ hieß gearbeitet. Dort konnte man selber Jurymitglied sein, was mich sehr in meinem jetzigen Berufswunsch beeinflusst hat. Ich möchte Anwältin werden. Außerdem habe ich Spenden für die Krebshilfe gesammelt und habe bei „Relay for Life“ teilgenommen. Anderen zu helfen hat mir viel Spaß gemacht und ich habe viele neue nette Leute kennen gelernt.

Mein Area-rep war genial! Er war gleichzeitig einer der besten Freunde von meinen Gasteltern, weshalb wir fast jede Woche einmal bei ihm zum Barbecue waren. Er war total verständnisvoll und immer für mich da, obwohl ich nie wirklich Probleme hatte. Wir haben zusammen Ausflüge unternommen: zu IKEA in Orlando, zu einem Gatorpark, haben uns eine Mani und Pedi machen lassen und sind öfter mal Essen gegangen.

Das ganze Jahr über hab ich mich immer super mit meiner Gastfamilie verstanden. Sie waren immer für mich da und haben mich super unterstützt. Selbstverständlich nannte ich meine Gasteltern Mom und Dad und ich wurde auch sofort wie eine Tochter aufgenommen. Schon am ersten Schultag wurde mir ein Haustürschlüssel anvertraut und immer wieder wurde mir versichert: “That's your new home.“  Außerdem unternahm sie immer total viel mit mir. Jedes Wochenende war verplant, woran man sich erstmals gewöhnen musste. Wir besuchten Basketball- und Baseballspiele, gingen an den Strand, Bootfahren auf den Flüssen, Kanu fahren, nach Orlando shoppen, nach Disney und Universal Studios, besuchten das Kennedy Space Center, nahmen an zwei Mudruns teil, veranstalteten pool-partys und Spieleabende und sie zeigten mir Florida. Noch im August gingen wir auf eine viertägige Kreuzfahrt zu den Bahamas. Wir hatten unheimlich viel Spaß, vor allem, weil auch noch Freunde dabei waren. Weihnachten flogen wir nach Arizona, wo der Großvater, von allen „Papa“ genannt, wohnte. Er zeigte mir Sedona, wo er einen kleinen Touristenladen besaß. Außerdem unternahmen wir Ausflüge nach Las Vegas, zum Grand Canyon und zur Route 66. Es waren unvergessliche Ferien. Meine Gastfamilie war das ganze Jahr über das Wichtigste für mich, weshalb ich es liebte Zeit mit ihnen zu verbringen.

Jedes Austauschjahr ist anders. Für mich war es das beste, was mir je passiert ist und ich danke allen, die es mir möglich gemacht haben. Wie dein Austauschjahr am Ende wird, liegt an dir selbst und was du daraus machst. Es ist auf jeden Fall eine unvergessliche Erfahrung.

Ein Austauschjahr ist nie ganz vorbei. Ich vermisse Amerika, meine „zweite“ Familie und meine dort gefundenen Freunde noch jeden Tag. Es war ein unvergessliches Jahr, an das ich gerne zurück denke.

Janne Frömmichen

PS: Mein Flug zurück ist gebucht! In den Frühlingsferien werde ich meine Gastfamilie besuchen kommen. :)

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