Laura Meinert berichtet aus Vidor (Texas / USA)

Ich habe eine wunderbare Zeit in den USA verbracht. 3 Monate lang habe ich in Vidor, Texas gelebt, welches ein kleines Städtchen mit ca. 12 000 Einwohnern ist. Es liegt in Süden von Texas etwa 1 ½ bis 2 Stunden von Houston entfernt und nahe an der Grenze zu Lousiana. Meine Gastfamilie und ich haben zusammen in einem kleinen Häuschen außerhalb der Stadt gewohnt, was in der Gegend keine Seltenheit ist.  

Meine Gastfamilie bestand aus meiner 42 Jahre alten Gastmutter Sheila und meinem 49 Jahre alten Gastvater Howard. Eigentlich kann man noch viel mehr Familienmitglieder aufzählen, da die gesamte Familie von Sheila im Umkreis von einer Meile wohnt. Eine Gastschwester hatte ich auch, Charesia, allerdings war sie bereits verheiratet und ausgezogen. Doch trotz dessen habe ich auch sie getroffen und mit ihr tolle Sachen unternommen, da sie nur ein Jahr älter war als ich.
4 Hirsche und einige Hühner hatten meine Gasteltern auch noch und einen Pool und Quads, auf denen ich immer fahren durfte...sehr lustig, kann ich nur empfehlen, doch man sollte vorsichtig bleiben, da man dafür als Austauschschüler nicht versichert ist.

Die ersten Wochen waren sehr gewöhnungsbedürftig. Man musste seine neue Familie kennen lernen, neue Freunde in der neuen Schule finden, sich an das „etwas andere“ Essen gewöhnen und außerdem ist es auch noch schwierig, alle Amerikaner direkt zu verstehen. In Texas war es anfangs sehr schwer andere zu verstehen, weil sie teilweise einen sehr starken Akzent haben. Doch selbst daran konnte man sich schnell gewöhnen. Nach 3 Wochen habe ich so gut wie alles verstanden und musste nur noch nachfragen, wenn es um um Dinge ging, die es in Deutschland so nicht gibt.
Am Anfang kommt man sich noch dumm vor, wenn man ständig nachfragt, doch das ist immer noch besser als nichts zu verstehen und zu allem „ja“ zu sagen, auch wenn man kein Wort versteht. Mit der Zeit wird es sehr lustig nachzufragen und die Amerikaner antworten gerne auf Fragen.

Meine High School war mit 1300 Schülern eine mittelgroße Schule. Mein Stundenplan bestand aus A- und B-Days, d.h., dass immer abwechselnd am A-Day die gleichen 4 Stunden Unterricht gegeben wurden und an jedem B-Day genauso. Der Nachteil des Ganzen war, dass ich zum Anfang der nächsten Woche nicht mehr wusste, ob der letzte Freitag ein A- oder B-Day war und somit nicht welche Fächer ich am Montag haben würde. An anderen Schulen kann es auch sein, dass man jeden Tag die selben Fächer hat.

Morgens wurde ich von meiner Gastmutter zur Schule gebracht, es sei denn, sie ist nicht zur Arbeit gefahren, dann bin ich auch schon mal mit einem „original gelben, kastigen Schulbus“ gefahren, den ich Nachmittags immer genommen habe und mich direkt vor die Haustür gefahren hat, genau wie im Fernseher!

Auf meine Schule gingen noch 2 andere deutsche Mädchen und überhaupt waren die meisten Austauschschüler in meiner Umgebung, die ich auf den Treffen mit unserem Area-Rep getroffen habe, aus Deutschland und nur wenige aus anderen Ländern.

Nachmittags habe ich mich öfters mit Mitschülern getroffen. Dann sind wir zusammen ins Kino oder Essen gegangen und waren in der Mall oder haben etwas bei Freunden im Haus gemacht. Außerhalb ihres Hauses sind die Leute in Texas eher selten. Es ist dort sehr warm (30-40°C). Meistens sind sie nur draußen für den Weg vom Auto zum Haus oder andersherum, was ich sehr schade fand.
Am Wochenende habe ich viel mit meiner coolen Gastmutter unternommen. Sie hat mir viel gezeigt, was man in Texas machen kann und hat mir gezeigt, wie sie lebt.
In der Kirche war ich auch einige Male mit ihr und meinem Gastvater. Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, denn Kirche in den USA ist ganz anders als in Deutschland, wobei auch sehr viele Jugendliche regelmäßig zur Kirche gehen.

Nach ca. einem Monat hatte ich mich an so gut wie alles gewöhnt und schon gute Freunde gewonnen, doch dann kam die schreckliche Nachricht, dass Hurricane Rita auf die Küste zusteuern würde. Nachdem schon Hurricane Katrina ein solches Chaos in New Orleans angerichtet hatte, zögerten wir nicht lange und packten unsere Sachen, um so schnell es ging zu fliehen. Nach ein paar Tagen im Norden mit unserem Wohnwagen sind wir wieder zurückgefahren und hatten riesiges Glück, dass unser Haus noch stand, denn absolut alles um das Haus herum war zerstört.
Einen ganzen Monat lang war die Schule geschlossen, es gab keinen Strom, kaum Benzin und wir wurden vom Roten Kreuz mit Essen und Trinken versorgt.
Wer kann das schon von sich behaupten erlebt zu haben?!?!

Danach hatte ich noch 3 weitere Wochen in Texas, die ich dementsprechend noch mehr ausgenutzt habe als die ersten Wochen. Alles nach dem Hurricane war komplett anders und bis heute ist noch nicht alles wieder aufgebaut worden. Im Garten und im Pool meine Gasteltern liegen noch immer Bäume und Gestrüpp und einige Reklame-Tafeln von Fast Food Ketten, sowie Tankestellen-Dächer liegen teilweise noch am Straßenrand.

Ein paar Wochen später stand dann Homecoming bevor, worauf ich mich schon Wochen im Voraus gefreut hatte. Ich hatte ein typisch amerikanisches Date und wurde von zu Hause abgeholt. Zusammen sind wir dann zu dem Homecoming Game gegangen und anschließend Essen gegangen und bin dann wieder nach Hause gebracht worden. Das war ein toller Abend. Ich bedaure wirklich, dass es so was wie das nicht auch in Deutschland gibt.

Der Abschied von meiner neu gewonnenen zweiten Familie war zunächst einmal problematisch, da ich meinen Flug verpasst hatte, doch als ich dann doch noch den nächsten nach Houston nehmen konnte, war es sehr schwer in den Flieger einzusteigen mit dem Gedanken daran, dass ich sie möglicherweise nie wiedersehen würde, doch ich bemühe mich, noch ein mal zu Besuch kommen zu können.
Ich kann jedem raten, so einen Austausch einmal mitzumachen, wenn man offen für Neues und vor allem Anderes ist. Man findet viele neue Freunde und kann wunderbare Erfahrungen machen und Erinnerungen mitnehmen.
Und das war nur ein kleiner Eindruck von dem, was ich in den USA erlebt habe. Ich könnte noch stundenlang in Erinnerungen schwelgen, doch genug für heute.

Laura Meinert

Vidor High School, August-November

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